2020 wird in die Geschichte eingehen als das Corona-Jahr. Wir alle sind mehr oder weniger von dem Virus betroffen. Die Maßnahmen haben zum Teil drastische Folgen für viele Bereiche des Lebens, sowohl privat als auch beruflich.
Auch der Immobilienmarkt bekommt die Krise zu spüren. Denn Unternehmen mit Büroflächen, der Einzelhandel mit seinen Läden oder Restaurants und Bars – sie alle sind in der Regel Mieter. Mieter, die mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen haben. Welche Auswirkungen hat das auf den Markt der Gewerbeimmobilien in Halle?
“Alle waren froh, als die erste Welle vorbei war und die Maßnahmen wieder gelockert werden konnten”, sagt Martin Stutzer, unser Experte für Gewerbeimmobilien. “Das ging an die eisernen Reserven. Die sind jetzt bei vielen aufgebraucht”, befürchtet Stutzer angesichts der zweiten Welle und der damit verbundenen Kontakt- und Berufseinschränkungen. Die Sorgen sind größer als im Frühjahr.
“Die langfristigen Folgen können wir noch nicht abschätzen, aber derzeit halten alle durch.”
Dennoch sind die Auswirkungen noch nicht unmittelbar auf dem Immobilienmarkt spürbar. “Die langfristigen Folgen können wir noch nicht abschätzen, aber derzeit halten alle durch. Das wird auch durch die angekündigte Wirtschaftshilfe ermöglicht”, sagt der 3A-Immobilienmakler. Das zum Teil drastisch eingeschränkte Weihnachtsgeschäft werde jedoch noch einmal ein kritischer Zeitpunkt. Hier ist auch Zusammenhalt gefragt: Wer nur bei Amazon oder Zalando online einkauft, muss sich über sterbende Läden in der Stadt nicht wundern.
“Home Office wird das Zusammenarbeiten von Menschen im Büro nicht ersetzen.”
Auf dem Markt für Büroflächen sind derzeit keinerlei Auswirkungen spürbar. “Die Nachfrage ist ungebrochen hoch”, so Stutzer. Größere Unternehmen und Gesellschaften sind weiterhin auf der Suche nach großen Büroflächen in Stadtlage. Da derzeit mehr MitarbeiterInnen als sonst im Home Office arbeiten wird spekuliert, wie sich diese Arbeitsweise in Zukunft etabliert und damit auf den Büromarkt auswirkt. Wenn mehr Menschen von zuhause arbeiten, so die naheliegende Vermutung, benötigen Unternehmen kleinere Büroflächen. “Die zahlreichen Gespräche mit meinen Kunden zeigen, dass trotz Home Office der Bedarf hoch ist. Home Office wird das Zusammenarbeiten von Menschen im Büro nicht ersetzen”, so Martin Stutzer.
“Corona hat einen Prozess beschleunigt, den es so schon seit vielen Jahren gibt.”
Die größten Auswirkungen der Krise sind im Einzelhandel spürbar. Die Umsätze brechen weg, die Mieten bleiben. Das führe zu einer steigenden Fluktuation und Mieterwechseln in den klassischen Einkaufsstraßen der Stadt. Die Ursache allein bei Corona zu suchen, ist jedoch zu kurz gegriffen. “Corona hat einen Prozess beschleunigt, den es so schon seit vielen Jahren gibt”, meint Stutzer.
Das Konsumverhalten der Menschen ändere sich, es wird mehr online eingekauft. Städte und der Einzelhandel haben damit schon lange zu kämpfen. “In den zentralen Lagen gibt es viele nationale und globale Marken, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen. Für viele Flächen wird es langfristig neue Nutzungskonzepte geben, um weiterhin eine Innenstadt mit Anziehungskraft zu garantieren”, so Stutzer, “Einkaufsstraßen wird es immer geben, aber das Gesicht wird sich ändern.”